wer bislang noch Zweifel hatte, ob Bremen wirklich die Space-City Nummer 1 in Deutschland, wenn nicht sogar in Europa ist, dessen Zweifel dürften sich jetzt wohl erledigt haben. Denn in den vergangenen sechs Wochen stand der Raumfahrt-Standort fast ununterbrochen im Fokus der Öffentlichkeit und hat sich von seiner besten Seite präsentiert.
Ganz aktuell mit der ESA-Ministerratskonferenz, auf der Finanzrahmen und Kurs der europäischen Raumfahrtpolitik festgelegt wurden. Rund 22 Milliarden Euro stellten die 23 Mitgliedsstaaten zur Verfügung, gut 5 Milliarden Euro davon kommen aus Deutschland. Das ist ein starkes Signal für die europäische Raumfahrt und ein starkes Signal für den Technologiestandort Bremen.
Vor gut einer Woche war die Space Tech Expo bei uns zu Gast, Europas führende Fachmesse für Raumfahrttechnologie. Mehr als 950 Aussteller aus über 40 Ländern – diese Zahlen zeigen eindrucksvoll, wie stark die Raumfahrtbranche in Bremen verankert ist.
Und nicht zu vergessen, den Space Hub im ehemaligen Horten-Gebäude. Mit 10.000 Besuchern hatten wir vorab gerechnet, ein Vielfaches davon ist es geworden. Das zeigt nicht nur, dass die Mütter und Väter dieser Leistungsschau bremischer Raumfahrt eine tolle Arbeit gemacht haben. Das zeigt vor allem, dass die Menschen im Land Bremen und umzu für Raumfahrt zu begeistern sind. Vielen Dank an alle, die dieses Projekt auf die Beine gestellt haben.
Drei Dinge sind mir am Ende wichtig. Erstens: Wir können zu Recht stolz sein auf das, was wir in Bremen leisten. Ich denke da an unsere Unternehmen und ihre Beschäftigten, an den Global Player und das innovative Start Up, an die Hochschulen und die Forschungseinrichtungen. Sie alle tragen ihren Teil zum Raumfahrtstandort Bremen bei. Übrigens: Ohne Bremer Technologie wäre die gerade beschlossene Mond-Mission überhaupt nicht möglich!
Zweitens: Ob Bremen denn überhaupt von den ESA-Investitionen profitieren würde bin ich gestern gefragt worden, schließlich würden die ESA-Länder ja keine Aufträge vergeben, sondern lediglich das Geld dafür bereitstellen. Meine Antwort ist da völlig klar: Ja, das ist richtig, aber wir müssen den Wettbewerb nicht scheuen. Wir haben starke und leistungsfähige Unternehmen und Beschäftigte am Standort Bremen. Letztlich wird deren Qualität sich durchsetzen und der Standort Bremen wird profitieren.
Und drittens: Wer nicht – so wie ich – schon als Kind von der Raumfahrt fasziniert war, den können vielleicht die folgenden Bremer Zahlen überzeugen: 140 Unternehmen, 12.000 Arbeitsplätze, 4 Milliarden Euro Umsatz und 20 wissenschaftliche Institute. Tendenz: stark steigend!
Also hebt die Köpfe, schaut nach oben.
Ihr Andreas Bovenschulte

Die Bremer Bundesratspräsidentschaft mit dem Höhepunkt im kommenden Oktober, wenn wir hier in Bremen das Einheitsfest feiern, ist nun handfest geworden: Vorige Woche habe ich erstmals die Sitzung des Bundesrates leiten dürfen. Zu Beginn hatte ich traditionell die Möglichkeit, eine Rede an die Länderkammer zu richten, in der ich herausgearbeitet habe, was mir in den kommenden Monaten besonders wichtig ist.
Ich habe da auf die unverzichtbare Funktion und Aufgabe unseres Föderalismus hingewiesen. Ich vermute, es wird im Bundesrat niemanden geben, der das grundsätzlich anders sieht, doch ebenso vermute ich, dass es dem kleinsten der Bundesländer noch mal besonders am Herzen liegt, die Verfasstheit der Bundesrepublik wertzuschätzen. Und wir Bremer haben da ja zudem eine ganz wunderbare Parallele, die als Bronzeplastik von Gerhard Marcks seit über 70 Jahren an der Ecke des Alten Rathauses als eines der am meisten fotografierten Motive Bremens steht: die Bremer Stadtmusikanten. Sie haben – wie der föderale Bundesstat – viel erreicht, weil ihnen klar war, dass sie gemeinsam mehr erreichen können, als Esel, Hund, Katze und Hahn es jeder für sich allein vermocht hätten. Oder: Sie waren Giganten, weil sie nicht nebeneinander, sondern aufeinander standen. Weil sie mit geradem Rücken die anderen geschultert und getragen haben.
Dies passt perfekt zum Motto der Bremer Bundesratspräsidentschaft "VIELE STÄRKEN – EIN LAND". Es ist geradezu das Leitbild des aus 16 Ländern gebildeten Bundesstaates mit viel Eigenständigkeit der Glieder und doch einer übergeordneten gemeinsamen Verantwortung. Ich finde: Das hat sich in guten wie krisenhaften Zeiten sehr bewährt. Nicht, dass es nicht an einigen Stellen etwas zu verbessern gäbe. Wir müssen den Föderalismus weiter entwickeln, wo es erforderlich ist, doch wir müssen ihn auf jeden Fall erhalten.
Bevor ich das erste Mal eine Sitzung der Länderkammer als Bundesratspräsident geleitet habe, war es mir Anfang der vorherigen Woche eine besondere Ehre, zahlreiche Gäste in die Neue Nationalgalerie zum "Kulturellen Auftakt" dieses Bundesratsjahrs einladen zu dürfen. Besonders haben diesen Abend aber vor allem die Künstlerinnen und Künstler gemacht, die exemplarisch für Bremens kulturelle Vielfalt stehen. Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, die mit Werken von Franz Schubert, Felix Mendelssohn und Ludwig van Beethoven begeisterte. Die mit ihrem "Zukunftslabor" mit Schülerinnen und Schülern der Gesamtschule Bremen-Ost das Publikum mit Auszügen aus der Stadtteil-Oper 2025 "Der Traum von Licentia" mitgerissen hat. Oder der Poetry Slammer Bas Böttcher. Allen Beteiligten, die zum Erfolg dieses großartigen Abends beigetragen haben, danke ich ganz herzlich.
Was der Föderalismus im Inneren, ist gelebte und gepflegte Freundschaft zu Städten in anderen Ländern im Äußeren. Ich schätze unsere Städtepartnerschaften zu Dalian, Danzig, Durban, Haifa, Izmir, Odesa, Riga und Windhoek sehr und würde sie niemals in eine Rangfolge jenseits des Alphabets setzen. Doch eines ist und bleibt eine Besonderheit mit Danzig: Es ist unsere älteste Städtepartnerschaft.
So konnten wir jetzt mit den Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen dieser Partnerschaft – ich möchte eher sagen: Freundschaft – mit einem anderen, damit aber untrennbar verbundenen Jubiläum begehen: 50 Jahre Deutsch-Polnische Gesellschaft Bremen (DPG).
Die deutsch-polnische Freundschaft ist angesichts des Leids, das Deutschland über unser Nachbarland gebracht hat, schon sehr bemerkenswert und wichtig. Hans Koschnick erkannte das als an historischen Zusammenhängen orientierter Politiker sehr früh und setzte sich daher stark für die Partnerschaft Bremens mit Danzig ein. Es wurde so nicht nur die erste Bremens, sondern auch die erste deutsch-polnische Städtepartnerschaft überhaupt. Und die DPG – etwa ein Jahr vor der Städtepartnerschaft ebenfalls auf Initiative von Hans Koschnick und seiner Frau Christine gegründet – ist gleichsam der Nukleus dieser Partnerschaft und unentbehrlich dabei, diese mit Leben zu füllen. Mein tiefer Dank gilt der DPG und ihrer Vorsitzenden Katarzyna Weichert. Sie setzt eine unglaubliche Energie in dieses Amt. Leider konnte ich an der Feier krankheitsbedingt nicht teilnehmen, Bürgerschaftspräsidentin Antje Grotheer hat mich vertreten.
In Bremen sind wir ja gerne eher bremisch bescheiden. Deswegen ist es mir ein besonderes Anliegen, unseren innovativen und sehr leistungsfähigen Wirtschaftsstandort in den Mittelpunkt zu rücken. Bei meinen regelmäßigen Betriebsbesuchen erfahre ich immer wieder, wie zukunftsgerichtet und breit unsere Unternehmen aufgestellt sind. So auch in dieser Woche, als ich bei der Euroatlas GmbH am Bremer Kreuz war. Seit 1962 ist das Unternehmen in einem umfangreichen Spektrum tätig: von Leistungseletronik, Bildverarbeitungssystemen über KI-gesteuerte Lösungen zur Drohnenabwehr bis hin zur Unterwasserautonomie. Und es entwickelt sich und seine Produkte und Ideen immer weiter.
In nur 18 Monaten Entwicklungszeit hat das Team von Euroatlas eine absolut innovative Technologie auf den Markt gebracht: das Greyshark. Das ist gewissermaßen die Zukunft der autonomen Unterwassermobilität. Ja, vor allem im militärischen Bereich. Aber auch in der zivilen Ozeanforschung hat es großes Potenzial. Ich hoffe sehr, dass das Unternehmen sich mit dieser Innovation auf dem nationalen und internationalen Markt durchsetzen wird. Das wäre gut für die Unterwasserforschung, aber natürlich auch gut für Bremen.
"Einander ist alles, was wir haben": Treffender hätte Jan Böhmermann, diesjähriger Ehrengast des Wilhelm Kaisen Bürgermahls, nicht beschreiben können, was die Wilhelm Kaisen Bürgerstiftung ausmacht, was den Zusammenhalt einer Gesellschaft ausmacht. In seiner Festrede hat der Bremer Jung dann anhand seiner eigener Vita aufgezeigt, warum soziale Einrichtungen und Menschen, die sich mit Geld oder Zeit für andere einsetzen, einen Unterschied machen. Denn sie eröffnen Wege, die außerhalb des eigenen Umfelds nicht immer möglich sind. Das wusste auch schon Wilhelm Kaisen. Sein Wahlspruch "Wer seine Stadt liebt, sorgt sich um seine Menschen" ist auch heute noch Leitgedanke der von ihm 1945 gegründeten Bremer Volkshilfe – heute Wilhelm Kaisen Bürgerhilfe. In seinem Sinne wurden beim diesjährigen Mahl Spenden von knapp 46.000 Euro gesammelt. Mein herzlicher Dank an alle, die damit ganz konkrete soziale Projekte in Bremen unterstützen.
Das Land Bremen übernimmt von November 2025 bis November 2026 die Bundesratspräsidentschaft. Informationen dazu finden Sie auf der Seite BUNDESRATSPRÄSIDENTSCHAFT – Bremen stellt den Vorsitz in der Länderkammer