wenn mir jemand in den vergangenen Tagen so richtig imponiert hat, dann waren es die Beschäftigten des Findorffer Gestra-Werkes. Gemeinsam mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft kämpfen sie seit Monaten für ihre Arbeitsplätze, für ihre Zukunft und für eine gesicherte Existenz ihrer Familien. Hartnäckig, mit Leidenschaft und immer mit dem klaren Willen, das Beste für das Unternehmen herauszuholen. Denn nur wenn das Unternehmen gutes Geld verdient, können auch sie ihren gerechten Anteil davon bekommen. Die rund 400 Beschäftigten wissen das. Und genau deshalb kämpfen sie für eine gute Zukunft von Gestra in Findorff.
Denn dass der britische Eigentümer die Zerspanung nach Indien verlagern möchte, für viele das Herzstück der Gestra-Produktion, das ist für die Beschäftigten nicht weniger als der Anfang vom Ende. Nach und nach werde das Werk dann abgewickelt, fürchten sie und wehren sich mit aller Macht dagegen. Nicht nur mit Streik und Protesten, sondern auch mit einem eigenen Zukunftskonzept, das sie den Eigentümern vorgelegt haben.
Die Zerspanung bleibt, steht darin, und statt 85 Arbeitsplätzen stehen maximal 25 zur Disposition. Vor allem aber hätte das Werk mit ihrem Zukunftskonzept eine gute Perspektive, sind sie überzeugt, würde die Produktion effizienter und wirtschaftlicher. Setze sich der Arbeitgeber dagegen durch und ginge die Zerspanung nach Indien, dann sei ein Abschied auf Raten für das Findorffer Traditionsunternehmen.
Ich finde es gut, dass die Beschäftigten, der Betriebsrat und die IG Metall eigene Vorschläge für "ihr" Werk machen und sich den neuen Herausforderungen des weltweiten Marktes stellen. In einem darf sich aber niemand täuschen, das wurde mir bei der Betriebsversammlung mehr als klar. Die Beschäftigten sind auch bereit, für ihren Arbeitsplatz zu kämpfen. Notfalls auch mit einem Streik. Auch diese Entschlossenheit hat mir imponiert!
Viel zu oft nämlich haben sich Traditionsunternehmen in den vergangenen Jahren aus Bremen und aus Deutschland verlagert. Nicht, weil sich die Produktion hier nicht mehr gelohnt hat. Sondern schlicht, weil sich aus Konzernsicht woanders noch mehr Profit machen lässt. Das dürfen wir, das dürft Ihr Euch nicht gefallen lassen, liebe Beschäftigte. Da müssen und da werden wir uns gemeinsam wehren. Nicht nur ich persönlich stehe bei diesem Kampf auf Eurer Seite, sondern der gesamte Senat.
Ihr Andreas Bovenschulte

Die Bremer Wirtschaft wächst. Und nicht irgendwie, sondern stärker als irgendwo sonst in der Republik. Und das hat sich niemand im Rathaus ausgedacht, das geht aus den aktuellen Daten des Arbeitskreises "Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Länder" des Statistischen Bundesamtes hervor.
Um 2,9 Prozent ist das Bruttoinlandsprodukt in Bremen und Bremerhaven in den ersten sechs Monaten dieses Jahres preisbereinigt gestiegen. Einsamer Rekord. Die Werte der anderen Ländern schwanken zwischen minus 1,9 und plus 2,0 Prozent und dann kommt erstmal lange gar nichts. Der Bundesdurchschnitt ist exakt 0,0 Prozent.
Ursache ist, dass das verarbeitende Gewerbe im Land Bremen zwei Halbjahre in Folge richtig brummte und mit jeweils rund 19 Milliarden Euro die zwei besten Ergebnisse seit Anfang 2019 hingelegt hat. Ich finde, darauf können alle, die Anteil daran haben, mächtig stolz sein. Die Bremer Wirtschaft ist stark, da brauchen wir uns von Miesmachern nichts Anderes einreden zu lassen.
Zu den großen Pluspunkten des Amtes des Bremer Bürgermeisters gehört ja zweifellos der Amtssitz. Ich muss zugeben: Auch nach gut sechs Jahren gehe ich noch jeden Tag wieder mit Freude in das großartige Bremer Rathaus. Kein spröder Verwaltungssitz, sondern ein geschichtsträchtiges Haus wie wenige andere und eine herausragende Architektur. Und UNESCO-Welterbe obendrein. Das ist schon ein Ambiente, in dem sich auch stressige Tage ertragen lassen. Und weil es so wundervoll ist, öffnet es auch jedes Jahr wieder beim "Tag des offenen Denkmals", auch dieses Jahr wieder. Was mich daran so besonders freut: Die Besucherinnen und Besucher standen bis weit auf den Domshof Schlage, um "ihr" Rathaus besichtigen zu können. Kolleginnen und Kollegen aus dem Referat Welterbe-Kommunikation der Senatskanzlei und von Bremen Tourismus führten fachkundig durch die verschiedenen Räume des alten und des neuen Rathauses. Auch durch Räume, die bei den normalen Rathausführungen verschlossen bleiben müssen. Eine schöne Veranstaltung.
In diesem schönen Rathaus begrüße ich ja auch meine Gäste, die stets sehr beeindruckt sind. Über die regelmäßigen Antrittsbesuche von Botschafterinnen und Botschaftern in Bremen habe ich ja immer wieder die Gelegenheit, mich mit den Verbindungen Bremen in die weite Welt zu befassen. Zu einigen Ländern haben wir engere Kontakte, zu anderen eher lockere. Doch als Hafen- und Handelsstadt gibt es zu nahezu allen einen. In dieser Woche war Edith Antoinette Itoua, die Botschafterin der Republik Kongo, im Rathaus. Mit ihr sprach ich unter anderem darüber, welche Kooperationsmöglichkeiten es in den Bereichen Wirtschaft und Bildung geben könnte.
Mitten in Bremen – nur einige Steinwürfe vom Rathaus entfernt - entsteht gerade eine Straße, die ihres Gleichen sucht: Die Dechanatstraße wird Bremens erste Klimastraße. Zusammen mit meinen Senatskolleginnen Özlem Ünsal (Bau, Mobilität und Stadtentwicklung) und Kathrin Moosdorf (Umwelt, Klima und Wissenschaft) durfte ich die Bauarbeiten zur Umgestaltung der Dechanatstraße kürzlich einläuten. Am Ende wird am Übergang zwischen Dom zum Schnoor eine Straße mit deutlich verbesserter Aufenthaltsqualität und messbaren Beiträgen zum Klimaschutz stehen. Es wird mehr offene Flächen geben, die Regenwasser aufnehmen und speichern können, statt es in die Kanalisation zu leiten – das Stichwort dazu lautet "Schwammstadt".
So kann die Straße besser mit Starkregen klarkommen, der uns ja infolge des Klimawandels allen einschlägigen Studien zufolge häufiger heimsuchen wird. Außerdem verbessert das zusammen mit einer großzügigen Bepflanzung das Mikroklima im Sommer, wenn Verdunstungskühle entsteht. Die Dechanatstraße wird so zum Vorbild für den Straßenbau und die Gestaltung von Freiräumen in der Stadt. Auch der Weg dahin ist beispielhaft: Die Planung wurde eng mit dem "Bürger:innenrat Stadtraum Centrum Bremen" abgestimmt und entwickelt. Es ist ein einmaliges Beteiligungsformat, das hier einen würdigen Einsatz gefunden hat.
Vom Rathaus in die Hauptstadt: "Moin Berlin, Moin Bremen“ hieß es vergangene Woche in der "Bremer Botschaft" in Berlin. In diesem Jahr hat unsere neue Hausherrin der Landesvertretung, die Bremer Bevollmächtigte beim Bund und für Europa, Staatsrätin Nancy Böhning, das Sommerfest um einen inhaltlichen Part erweitert: Vor der Feier gab es eine Podiumsdiskussion zur "Nationalen Hafenstrategie". Dabei konnte ich mich mit der Hamburger Hafensenatorin Melanie Leonhard, dem ebenfalls aus Hamburg stammenden Maritimen Koordinator der Bundesregierung, Christoph Ploß, und dem Vorstandsvorsitzenden der BLG, Matthias Magnor, austauschen.
Einig waren wir in dem Punkt: Die deutschen Seehäfen sind keine lokale Veranstaltung, die der Bund getrost Bremen, Hamburg, Hannover, Kiel und Schwerin überlassen kann. Nein, ohne die Häfen mit ihren internationalen Verbindungen wäre die ganze deutsche Industrie gekniffen, der Außenhandel läge brach. Entsprechend steht die Forderung der Küstenländer im Raum, dass der Bund seine Unterstützung für die Seehäfen deutlich aufstocken muss. Bisher gibt es 38 Millionen Europa jährlich. Nicht für Bremen. Nicht für Hamburg. Sondern für alle Seehäfen zusammen. Das reicht vorne und hinten nicht. Das sehen auch die beiden weltgrößten Reedereien – MSC und Maersk – so: Sie bieten Investitionen in die Häfen in Milliardenumfang an. Voraussetzung: Die Rahmenbedingungen stimmen. Das schreiben sie an den Bund und fordern darin ebenfalls eine Erhöhung der Bundesbeteiligung an den Hafenlasten auf 560 Millionen Euro jährlich. Hier darf jetzt nicht gezögert werden, der Bund muss sich klar positionieren und so für Investitionssicherheit für die Unternehmen sorgen. Zurück zum Sommerfest: Nach der Debatte wurde es dann gesellig. Im Garten der Landesvertretung wurde bei herrlichem Wetter gefeiert und Kontakte gepflegt und geknüpft. Mitten dabei: Die Weserbrücke e.V. – unser Freundeskreis der Landesvertretung, der sein 10-Jähriges Bestehen feierte.
Noch genau drei Wochen: Am 17. Oktober wird es auf der Bürgerweide – und natürlich auch wieder am dem Marktplatz vor dem Rathaus - wieder turbulent: Der Freimarkt und der "Kleine Freimarkt" starten. Ob Sie nun mehr auf Fischbrötchen oder Gebrannte Mandeln aus sind – oder auch beides, aber bitte nicht durcheinander – sei mal dahingestellt. Eine ordentliche Karussellfahrt gehört vermutlich auf jeden Fall dazu. Kinder und Jugendliche können ja wieder ihre FreiKarte an den Kassen der Fahrgeschäfte vorlegen. So manche Karte wird dabei geplündert. Doch Obacht: Bitte nicht wegwerfen. Der Senat hat die FreiKarte ja erneut auch für die kommenden Jahre beschlossen. Und dafür gilt: Die vorhandene Karte bleibt gültig und wird im Januar automatisch erneut mit 60 Euro aufgeladen.
Eine Freistunde, da bin ich ehrlich, die hätte ich auch zwischendurch gerne mal wieder. Aber hier steht der Name für den Podcast des Gymnasiums Vegesack.
Wobei die Zeit mit Jette und Susan genauso schnell wie früher eine Freistunde vergangen ist. Eine gute Stunde haben wir über die Arbeit als Bürgermeister, Bildung in Bremen und Lieblingsfächer gesprochen. Kleiner Spoiler: Meins war Mathe. Wer mehr über Äquivalenzumformungen mit Variablen und wie ich früher meine Freistunde verbracht habe wissen möchte: Hören Sie doch mal rein.
Der Podcast ist bei Spotify abrufbar oder hier: